Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit (Heroinabhängigkeit, Schmerzmittelabhängigkeit)

Die klassische Substitutionsbehandlung mit Methadon ist die seit über 30 Jahren bekannte, in zahlreichen wissenschaftlichen Studien in ihrer Wirksamkeit bestens belegte Standardbehandlung der Opiatabhängigkeit. Durch tägliche Einnahme von trinkbarer Methadonlösung (1%, d.h. 10 mg Wirkstoff pro ml Lösung) werden Entzugserscheinungen und Suchtdruck beseitigt. Dafür haben sich Dosierungen von 8 - 12 ml als gut wirksam erwiesen.

Die bisher vor allem als Schmerzmittel genutzte Substanz Buprenorphin (Subutex®) kann seit wenigen Jahren in Form von speziellen Tabletten (Sublingualtabletten), die unter der Zunge zergehen, zur Substitutions-behandlung verwendet werden.

Psychosoziale Betreuung für Substituierte

Im Rahmen der Substitutionsbehandlung bieten wir in den Räumen der Praxis individuelle beratende und begleitende Hilfen zur Verbesserung der aktuellen Lebenssituation an. Wir sehen diese Hilfe als ein Angebot, dessen Annahme auf Freiwilligkeit beruht.

Inhalte der Psychosozialen Betreuung

Gruppenangebot im Café Ersatz

"Angstfrei leben"

Eine verhaltenstherapeutische Gruppe zur Schulung (Psychoedukation) über Angststörungen und ihre Behandlung. Erklärungsmodelle werden vermittelt und Angstbewältigungsstrategien werden vorgestellt und eingeübt. Es finden Übungen im Alltag statt, die eine Gewöhnungsreaktion gegenüber den angstbesetzten Situationen bewirken sollen.

"Leben ohne Methadon"

Eine Gruppe für Patienten in Substitutionsbehandlung, die sich ab- und ausdosieren lassen wollen. Es werden spezifische Risikosituationen für Rückfälle besprochen sowie Strategien im Umgang mit Drogenverlangen. Sie werden unterstützt, möglichst frühzeitig für den Aufbau von Alternativen zu sorgen, die die allmähliche Reduktion und das schließliche Wegfallen des Methadons ausgleichen.

"Therapievorbereitung"

Ein Gruppenangebot, wenn Sie planen, eine stationäre Entwöhnungsbehandlung aufzunehmen. Es werden Befürchtungen, aufkommende Ängste und Zweifel an der Therapie besprochen, aber auch Erwartungen und erreichbare Ziele.

Genussgruppe

In dieser Gruppe stehen das Wiedererlernen von angenehmen Empfindungen und die Sensibilisierung der fünf Sinne im Vordergrund. Anhand praktischer Übungen erfolgt eine Beschäftigung mit sinnlichem Erleben; das Entdecken von Unter-schieden wird gefördert.

Entspannungsgruppe

Es werden verschiedene Entspannungstechniken (Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Imagination, Atementspannung) vorgestellt und eingeübt. Sie erhalten die Möglichkeit, alternative Formen des Entspannens und Abschaltens kennen zu lernen und auszuprobieren.

Training sozialer Kompetenz

Anhand konkreter Alltagssituationen (Ämtergänge, Vorstellungsgespräche, Anforderungen zurückweisen, eigene Interessen vertreten) werden Verhandlungs-geschick und erfolgreiche Kommunikationsstrategien erprobt und eingeübt.

"Selbstbestimmt trinken"

Ein Gruppenangebot, wenn Sie ihren Alkoholkonsum gezielt und systematisch reduzieren wollen. Totale Abstinenz ist nicht das Ziel dieses Trainings, sondern ein kontrollierter, eigenverantwortlicher Umgang mit Alkohol, welcher zu einer deutlichen Reduktion des Konsums führen kann. Sie werden in dieser Gruppe angeleitet, ihren Alkoholkonsum zu protokollieren, zu analysieren und in kleinen Schritten selbst gesteckte Ziele zu erreichen.

"Keine Lust zu gar nichts"

Diese Gruppe richtet sich vor allem an Patienten mit Depressionen. Es werden Erklärungsmodelle vermittelt sowie Möglichkeiten aufgezeigt, die aus einer Depression herausführen können. Die Zusammenhänge von Gefühl, Denken und Handeln werden beschrieben, und es wird am Aufbau positiver Aktivitäten gearbeitet.

Rückfallvorbeugung und -bearbeitung:

Diese Gruppe richtet sich vor allem an Patienten, die zur Rückfallvorbeugung den Opiatantagonisten Naltrexon (Nemexin®) einnehmen. Im Vordergrund steht die Anleitung zur systematischen Selbstbeobachtung und Reflektion. Spezifische Risikosituationen und Auslöser für Drogenverlangen werden herausgearbeitet, und es werden Bewältigungsstrategien vermittelt, die bei einem „Vorfall“ notwendig sind, um nicht wieder rückfällig zu werden.

Vermittlung in ambulante, teilstationäre oder stationäre Entwöhnungstherapie

Die Praxis ist als vorbereitende Stelle zur Therapievermittlung bei Abhängigkeitserkrankungen anerkannt. Sofern keine der übrigen Bonner Suchtberatungsstellen in Anspruch genommen werden konnte, erfolgt die Antragstellung einschließlich Sozialbericht und die Vorbereitung einer Rehabilitationsmaßnahme durch uns.

Ambulante Behandlung als Therapieauflage nach § 35 BtMG

Die Staatsanwaltschaften erkennen unsere Praxis als Behandler im Rahmen von Therapieauflagen nach § 35 BtMG an. Dazu gehören nach Vereinbarung auch Substitutionsbehandlungen mit der notwendigen psychosozialen Betreuung.

Suchtberatung / Drogenberatung

Ambulante Entzugsbehandlungen bei Alkohol-, Benzodiazepin- oder Drogenabhängigkeit

Bei weitgehend intaktem sozialen Umfeld oder bei Berufstätigkeit ist eine Entzugsbehandlung in der Klinik häufig unnötig oder nicht möglich. In diesem Fall kann die Alkohol-, Benzodiazepin- oder Drogenentzugsbehandlung auch ambulant (täglich, in der Praxis) erfolgen unter Einsatz von delir- und krampf-anfallverhütenden Medikamenten.

Erlernen von Selbstkontrolle über entgleisten Alkoholkonsum

Ein dauerhaft entgleister Alkoholkonsum gefährdet die Gesundheit oftmals noch stärker als eine Opiatabhängigkeit und kann auch die Fortführung einer Substitutionsbehandlung in Frage stellen. Wenn ein ambulanter oder stationärer Alkoholentzug nicht erfolgreich war und eine Entwöhnungstherapie momentan für Sie nicht in Betracht kommt, kann es als erster Schritt sinnvoll sein, ein gewißes Mass von Selbstkontrolle über den Alkoholkonsum zurückzugewinnen. Dazu führen wir ein eigenes Trainingsprogramm in Gruppenform durch.

Rückfallvorbeugung mit Naltrexon (Nemexin®)

Zur Rückfallvorbeugung bieten wir die ambulante Behandlung mit dem Wirkstoff Naltrexon (Nemexin®) an, der bei einem Heroinrückfall die Drogenwirkung blockiert. Die Rückfallvorbeugung wird durch Teilnahme an regelmäßigen Gruppengesprächen und durch bedarfsweise Einzelgespräche unterstützt.

Psychiatrische Diagnostik und Behandlung einschliesslich Psychotherapie

Psychische Beschwerden und Erkrankungen wie Depression, Angsterkrankungen (Panikattacken, soziale Ängste) und Psychosen gehen häufig der Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung voraus. Der Verlauf der Suchterkrankung läßt sich daher durch Erkennung und Behandlung der genannten Erkrankungen wesentlich verbessern, z.B. durch gut wirksame, nicht abhängig machende Medikamente und durch Psychotherapie, vor allem Trainingsprogramme der Verhaltenstherapie.